Trump verkündete Anfang der Woche umfassende Zölle, die sich gegen viele Länder richteten; Tage später machte er sie teilweise wieder rückgängig. Obwohl die Maßnahme zu einem Rekordanstieg der Aktienmärkte nach einer Woche mit starken Rückgängen führte, sagen Analysten, dass diese Volatilität noch lange nicht vorbei ist. Mehr als zehn Jahre nach seinem ersten Angriff auf die Zölle hat Trump dasselbe Wirtschaftsprogramm erneut aufgelegt - diesmal unter ganz anderen Bedingungen. Dieser plötzliche Politikwechsel ist kein Zeichen von Stärke, sondern könnte eher auf politische und wirtschaftliche Verantwortungslosigkeit hindeuten. Trotz seiner Behauptungen über einen strategischen Neustart zeichnen die Fakten ein anderes Bild: ein erhöhtes wirtschaftliches Risiko, Panik unter den Investoren und eine zunehmende Vertrauenskrise.
Ein schlechter Plan: Der Preis für hohe Zölle
Der schiere Umfang und die Abruptheit von Trumps Zollerhöhung sind der Kern des Problems. Der Wirtschaftswissenschaftler Justin Wolfers von der University of Michigan behauptet, dass sich der durchschnittliche US-Zollsatz seit Januar 2025 verzehnfacht hat - von etwa 1,6 % auf über 16 % - und damit ein Niveau erreicht hat, das seit dem berüchtigten Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 nicht mehr erreicht wurde. Zum Vergleich: Die Smoot-Hawley-Zölle führten zu einem Rückgang des Welthandels um mehr als 60 % in nur wenigen Jahren und verschärften damit die Große Depression.
Das neue Zollsystem sieht derzeit einen pauschalen Zoll von 10 % auf fast alle anderen Handelspartner und eine 125 %ige Abgabe auf chinesische Waren vor. Nach den Statistiken der Weltbank liegt der durchschnittliche Zollsatz in der Europäischen Union bei 1,7 % und in Japan sogar bei 1,3 %. Die USA bestrafen quasi ihre eigene Wirtschaft, da sie nun die höchsten Zölle unter den großen Industrieländern erheben. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind bereits sichtbar. Vorläufige Zahlen der US-Notenbank und des U.S. Bureau of Economic Analysis zeigen, dass die Aktienmärkte in der Woche vor Trumps teilweiser Kehrtwende rund 22 % des US-BIP und damit fast 6,4 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung verloren haben. Obwohl sich die Märkte aufgrund des Politikwechsels kurzzeitig erholten, war diese Erholung eher auf Erleichterung als auf Zuversicht zurückzuführen. Experten sagen, dass ein sich änderndes politisches Klima weiterhin Investitionen schaden, Handelsströme verzerren und die wirtschaftliche Erholung gefährden wird.
Globale Auswirkungen: Anleger verlieren das Vertrauen
Vielleicht noch beunruhigender als die Zölle selbst ist die weltweite Reaktion darauf - insbesondere auf den Anleihemärkten. US-Staatsanleihen, die lange Zeit als Fundament der Finanzstabilität galten, erlebten einen ungewöhnlichen und heftigen Ausverkauf, wobei die Zinsen für zehnjährige Schatzanweisungen in nur drei Handelstagen von 4,1 % auf 5,3 % stiegen. Dieser Anstieg hat erhebliche Auswirkungen auf die nationalen Ausgaben der Bundesregierung für Infrastruktur, Bildung und soziale Dienste (29 %) und beeinflusst somit die Kreditkosten.
Höhere Anleihezinsen bedeuten, dass die Regierung mehr Geld für Zinszahlungen ausgeben muss, was zur Erklärung der Bedeutung beiträgt. Die prognostizierten Zinsen für die Staatsverschuldung lagen im Jahr 2024 bereits bei über 1 Billion Dollar, was etwa 14 % des Bundeshaushalts entspricht. Diese Zahl könnte bei steigenden Renditen um Hunderte von Milliarden ansteigen, wodurch wichtige Ausgaben verdrängt und die Defizite ausgeweitet werden. Viel besorgniserregender ist, was dies für die Stimmung der Anleger weltweit bedeutet. Normalerweise stürzen sich die Anleger in Zeiten der Unsicherheit auf US-Staatsanleihen als sicheren Hafen. Ihr Abgang in dieser Woche deutet auf ein ungewöhnliches und ernüchterndes Ende hin: Die Vereinigten Staaten werden nicht mehr als stabiles oder berechenbares Wirtschaftsklima angesehen.
Innenpolitische Unsicherheit: Eine Vertrauenskrise
Die inkonsequente Umsetzung von Trumps Zollpolitik und sein teilweiser Rückzug haben auch zu einer psychologischen Rezession geführt, selbst wenn die wirtschaftlichen Grundlagen recht robust bleiben. Diese Kluft zwischen „harten“ und „weichen“ Fakten ist absolut entscheidend.
Beschäftigungsquoten, BIP-Wachstum, Verbraucherausgaben - harte Daten - zeigen immer noch ein recht gutes Bild. Das Bureau of Economic Analysis berichtet, dass die Arbeitslosigkeit mit 3,8 % nach wie vor niedrig ist und das BIP-Wachstum im ersten Quartal auf respektable 2,2 % geschätzt wurde.
Die weichen Daten - Verbrauchervertrauen, Investitionsabsichten der Unternehmen und Inflationserwartungen - blinken jedoch rot. Der von der University of Michigan ermittelte Index der Verbraucherstimmung für April fiel von 79,6 im Januar auf 63,1 und verzeichnete damit den stärksten vierteljährlichen Rückgang seit der Finanzkrise 2008. Mehr als 58 % der befragten Unternehmen geben die Unsicherheit in der Gesetzgebung als Hauptursache an und rechnen nun mit geringeren Investitionen in den kommenden sechs Monaten. Diese Diskrepanz schafft die Voraussetzungen für eine Stagflation: eine schädliche Mischung aus steigender Inflation und wirtschaftlicher Stagnation. Je länger die Zölle in Kraft bleiben, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Inflationsdruck zunimmt, auch wenn das Beschäftigungswachstum zurückgeht - eine Situation, die der der 1970er Jahre verblüffend ähnlich ist.
Das politische Kalkül: Populismus vor Vorsicht
Man könnte sich dazu verleiten lassen, Trumps Vorgehen als politisches Manöver zu betrachten - ein riskantes Spiel, um seine Basis vor den Zwischenwahlen 2026 zu mobilisieren. Doch die tatsächlichen Auswirkungen gehen weit über Wahltaktik hinaus. Politisches Theater ist angesichts der täglichen Billionen-Dollar-Verluste auf den Weltmärkten und der zunehmenden wirtschaftlichen Sorgen zu teuer.
Auch Trumps frühere Handelskriegstheater in den Jahren 2018 und 2019 haben letztlich kaum langfristige wirtschaftliche Vorteile gebracht. Das Abkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA), das größtenteils ein umbenanntes NAFTA-Abkommen mit wenig bedeutenden Änderungen war, wurde von ihm als Triumph angepriesen. Eine Studie des Congressional Budget Office (CBO) aus dem Jahr 2020 ergab, dass Trumps Zölle für 2018 und 2019 das tatsächliche BIP um 0,3 % verringerten und amerikanische Unternehmen und Verbraucher allein in diesem Jahr 57 Milliarden Dollar kosteten. Trump riskiert nun eine selbstverschuldete wirtschaftliche Schädigung, indem er diese fehlerhafte Strategie in noch größerem Umfang anwendet, und das zu einer Zeit, in der die globale Zusammenarbeit und das Vertrauen der Investoren höchste Priorität haben.
Das Ende der künstlichen Krise: Reale Konsequenzen
Donald Trumps Zollwende ist nicht nur wirtschaftlich schlecht, sondern destabilisiert auch die Regierung. Seine Entscheidung, die Zölle zu erhöhen und dann teilweise wieder rückgängig zu machen, hat ein Marktchaos verursacht, das Vertrauen der Investoren beschädigt und die Anfälligkeit der amerikanischen Wirtschaft offenbart. Die ernüchternde Realität ist eine 125-prozentige Steuer auf chinesische Waren, eine Verzehnfachung der durchschnittlichen Zölle, 6 Billionen Dollar an verlorenem Marktwert und ein Anstieg der Anleiherenditen, der den Bundeshaushalt gefährdet. Von Rentenkonten bis hin zu Beschäftigungsmöglichkeiten und Verbraucherpreisen handelt es sich dabei nicht um theoretische politische Veränderungen, sondern um quantifizierbare, schädliche Schocks mit erheblichen Folgen für das tägliche Leben der normalen Amerikaner. Die Geschichte legt nahe, dass diese Krise nach dem gleichen Muster ablaufen könnte wie frühere wirtschaftliche Unruhen der Trump-Ära: Panik, Gegenreaktion und zögerlicher Rückzug. Aber jetzt steht mehr auf dem Spiel. In einer schwachen Weltwirtschaft ist Stabilität kein Luxus, sondern eher eine Notwendigkeit. Trumps Verhalten deutet darauf hin, dass er noch nicht begriffen hat, dass Führung durch Wutanfälle überhaupt keine Führung ist.
Quelle:
1. https://www.reuters.com/breakingviews/tariff-chaos-leaves-its-mark-us-debt-costs-2025-04-14
2. https://www.wsj.com/finance/investing/stock-market-stress-charts-indicators-db603efb
3. https://www.reuters.com/markets/currencies/is-dollar-weakness-panic-signal-or-healthy-rebalancing-klement-2025-04-14
4. https://www.cfodive.com/news/trump-tariffs-stoke-inflation-2025-corporate-economists-trade/
5. https://edition.cnn.com/2025/03/17/economy/tariffs-oecd-forecast-economy-inflation/index.html
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